In der September-Folge des WestLotto-Podcasts „SpielStudio“ diskutierte Gastgeber Axel Weber mit
Dr. Daniel Henzgen und Dominik Meier über die Bedeutung des Glücksspiels und aktuelle Fragen der Branche.
In der jüngsten Folge des WestLotto-Podcasts „SpielStudio“ diskutierte Gastgeber Axel Weber mit Dr. Daniel Henzgen und Dominik Meier über die Bedeutung des Glücksspiels und aktuelle Fragen der Branche. Henzgen, Kommunikationsexperte, und Politikberater Meier sind die Autoren des Buches „Der Mensch, das Spiel und der Zufall“, das die Glücksspielgeschichte und -philosophie über zwei Jahrtausende beleuchtet. Im Podcast gaben sie Einblicke in zentrale Thesen ihres Werks und spannten den Bogen zu Regulierungsdebatten und Branchentrends.
Ihr Buch sei in der Corona-Zeit aus einer Art „Selbsttherapie“ entstanden – eine Gelegenheit, grundlegende Fragen zum Glücksspiel abseits des politischen Tagesgeschäfts neu zu stellen. Der Ansatz ist historisch angelegt: Glücksspiele begleiten die Menschheit seit Jahrtausenden, das Spielen sei „eine anthropologische Konstante“. Henzgen und Meier zeigen, wie unterschiedlich Glücksspiel im Lauf der Geschichte gedeutet wurde – etwa als Orakel göttlichen Willens, als subversiver Gegenentwurf zu hierarchischen Strukturen oder als moralische Herausforderung. Trotz wechselnder Sichtweisen bleibt eines gleich: Im Spiel begegnen sich Menschen unabhängig von Status auf Augenhöhe. Für einen Moment „sind alle gleich“ – Gewinn oder Verlust hängen allein vom Zufall ab. Dieser Zufallsfaktor verleiht dem Glücksspiel eine besondere Faszination als Ausbruch aus dem durchstrukturierten Alltag.
Das Spannungsverhältnis zwischen Glücksspiel und staatlicher Ordnung zog sich als roter Faden durch das Gespräch. Historisch habe das Spiel mit dem Zufall stets Autoritäten herausgefordert. Herrschende Mächte hätten ein Interesse, unkontrollierbare Risiken einzudämmen und Kontrolle zu wahren. Auch heute gilt, dass Regulierung ein dynamischer, niemals abgeschlossener Prozess ist, der sich laufend neuen Spieltrends anpassen muss. Henzgen und Meier erinnerten etwa an eine Welle sogenannter „Fungames“ vor einigen Jahren: Damals umgingen kreative Anbieter strenge Vorgaben für Geldspielgeräte, bis der Gesetzgeber reagierte und die Regeln nachschärfte. Dieses Beispiel zeige, wie Politik und Branche auf Veränderungen reagieren müssen, um legale Angebote attraktiv zu halten.
Neben Grundsatzfragen thematisierten die Gäste den Kampf gegen illegales Glücksspiel. Trotz verschärfter Regulierung floriert ein erheblicher Schwarzmarkt.
Henzgen schilderte, wie in Hinterzimmern weiterhin unerlaubte Automatenspiele und Wettangebote betrieben werden. Schätzungen zufolge gibt es bundesweit rund 50.000 illegale Geräte – fast die Hälfte des Marktes. Für Henzgen und Meier ist das ein „ordnungspolitisches Versagen“, das die Glaubwürdigkeit der Politik untergräbt. Beide fordern, illegale Angebote konsequent zu unterbinden und zugleich legale Alternativen zu stärken. Erfolgreiche Regulierung müsse den Spieltrieb der Menschen kanalisieren, statt ihn zu verdrängen.
Die Gesprächspartner stellten die Frage, ob wir heute im „Zeitalter der Pathologisierung der Spielfreude“ leben. Sie kritisierten, dass in der öffentlichen Debatte der Spaß am Spiel nur noch unter Suchtaspekten betrachtet werde. Der Schutz vor Spielsucht sei zwar essenziell, doch ein rein krankheitsorientierter Blick verkenne die kulturelle und soziale Bedeutung des Spiels. Wer jede Spielfreude als potenziell krankhaft einstuft, leitet daraus häufig den Ruf nach übermäßig strikter Regulierung ab – ein Ansatz, vor dem Henzgen und Meier warnen. Regulierung solle vielmehr ungefährliches Vergnügen ermöglichen, statt unnötig Freiheit zu beschneiden.
Glücksspielpolitik ist immer auch Gesellschaftspolitik: Es geht um die Frage, wie viel Eigenverantwortung mündigen Bürgern zugetraut wird. Meier beobachtet hier eine Tendenz zur Bevormundung, die die individuelle Glückssuche reglementiert. „Jeder Mensch hat das Recht, seine Freizeit nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten, ohne pathologisiert und paternalisiert zu werden“, betonte Henzgen. Das bedeute nicht, Risiken zu leugnen, sondern dem Einzelnen Freiräume für verantwortungsbewusstes Spiel zu lassen. Fazit: Glücksspiel ist mehr als ein Einsatz auf Gewinn – es berührt Grundfragen von Kultur, Freiheit und dem Verhältnis zwischen Bürger und Staat. Regulierung müsse als dauerhafter Balanceakt begriffen werden – zwischen Spielerschutz und Freiheit, zwischen Kontrolle und dem menschlichen Spieltrieb.
Hier gelangen Sie zum SpielStudio-Podcast in voller Länge.
Sie verlassen jetzt die offizielle Website der GlückWirtschaft. Für den Inhalt der folgenden Seiten ist die Sigert Verlag GmbH nicht verantwortlich.
Um fortzufahren drücken Sie 'Weiter'.