Zwei großangelegte Razzien innerhalb weniger Wochen zeigen: Die Behörden gehen entschlossen gegen illegale Glücksspielangebote vor. Während die Polizei in Duisburg eine nächtliche Pokerrunde sprengt, zieht die Berliner Justiz über hundert nicht genehmigte Spielautomaten aus dem Verkehr. Die Einsätze verdeutlichen, wie engmaschig der Staat mittlerweile gegen organisierte Glücksspielstrukturen vorgeht.
Am Freitagabend des 6. Juni griff die Polizei in Duisburg zu. Ziel des Einsatzes war ein ehemaliges Gasthaus im Stadtteil Hamborn, in dem laut Hinweisen regelmäßig illegale Pokerrunden stattfanden. Der entscheidende Hinweis kam aus dem Netz: Eine Social-Media-Anzeige brachte die Ermittler auf die Spur der verdächtigen Veranstaltung. Nach Beobachtungen durch Zivilkräfte und der richterlichen Genehmigung eines Durchsuchungsbeschlusses erfolgte kurz nach 22 Uhr der Zugriff.
Im Inneren des Gebäudes trafen die Einsatzkräfte auf 13 Männer im Alter zwischen 26 und 62 Jahren, die um einen Pokertisch versammelt waren. Die Teilnehmer stammten aus verschiedenen Städten Nordrhein-Westfalens, darunter deutsche, türkische, ukrainische und polnische Staatsbürger. Neben Bargeld in vierstelliger Höhe beschlagnahmte die Polizei elektronische Speichermedien, ein Elektroimpulsgerät sowie Betäubungsmittel.
Die Behörden ermitteln nun unter anderem wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz, das Betäubungsmittelgesetz und die unerlaubte Veranstaltung eines Glücksspiels. Gegen einen der Anwesenden bestand ein Haftbefehl – er konnte durch eine Geldzahlung abgewendet werden. Die Polizei Duisburg führt die Ermittlungen zur Struktur des Angebots fort.
Bereits zwei Monate zuvor, am 2. April, hatte Berlin einen weit größeren Schlag gegen das illegale Automatenglücksspiel erlebt. Über 400 Beamte durchsuchten im Rahmen einer groß angelegten Razzia mehr als 80 Objekte in der Hauptstadt – darunter Spätis, Imbissstuben und Cafés. Ziel waren mutmaßlich illegal betriebene Geldspielgeräte.
Die Bilanz: 109 Automaten wurden eingezogen, in denen insgesamt über 100.000 Euro Bargeld sichergestellt wurden. Noch gravierender sind die digitalen Aufzeichnungen: Aus den Geräten wurden Daten mit einem Gesamtspielumsatz von rund drei Millionen Euro ausgelesen. Wie hoch der tatsächlich einziehbare Betrag ist, bleibt Gegenstand laufender Auswertungen. Der Geschäftsführer eines aufstellenden Unternehmens befindet sich laut Sicherheitskreisen derzeit auf der Flucht.
Grundlage des Einsatzes ist ein Berliner Modellprojekt zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität, das 2023 ins Leben gerufen wurde. Es fördert die koordinierte Zusammenarbeit zwischen Justiz, Ordnungsämtern, Steuerfahndung, Polizei und Zoll. Ziel ist es, kriminelle Strukturen nicht nur zu unterbinden, sondern auch unrechtmäßig erzielte Gewinne gezielt abzuschöpfen.
Wenig Aufwand, hohe Umsätze – insbesondere dann, wenn keine Abgaben gezahlt und Regulierungen umgangen werden. Die Berliner Justiz spricht von einem zunehmenden Trend, der organisiertem Vorgehen Tür und Tor öffnet. Justizsenatorin Felor Badenberg (CDU) hat aus diesem Grund ein eigenes Referat für Vermögensabschöpfung eingerichtet, das Bezirksämter bei der Durchsetzung von Einziehungsbescheiden unterstützt.
Beide Einsätze – in Duisburg wie in Berlin – zeigen, dass die Bekämpfung illegalen Glücksspiels mittlerweile professioneller, vernetzter und strategischer erfolgt als noch vor wenigen Jahren. Während Duisburg exemplarisch für schnelle Zugriffe bei Einzelveranstaltungen steht, dient Berlin als Beispiel für strukturierte Ermittlungen gegen kriminelle Netzwerke.
Trotz dieser Fortschritte bleibt das illegale Glücksspiel ein dynamisches Feld mit hoher Dunkelziffer. Technische Innovationen, digitale Zahlungswege und internationale Verflechtungen erschweren die Kontrolle. Die aktuellen Razzien aber senden ein deutliches Signal: Der Staat nimmt illegales Glücksspiel ernst – und setzt auf konsequente Strafverfolgung wie auf finanzielle Konsequenz.
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