19. Juli 2025
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Fake-Wetten und Influencer: Der Betrug hinter dem Versprechen sicherer Tipps

Es klingt nicht nur wie ein dubioser Krimi: Mehrere bekannte Influencer werben in sozialen Netzwerken für exklusive “sichere Wett-Tipps”. Hinter den bunten Instagram-Stories, teuren Uhren und einem Hauch von Glamour steckt jedoch ein betrügerisches System, das zahllosen jungen Menschen teils tausende Euro gekostet hat.

Fake-Wetten: Wie Influencer ihre Fans in die Falle lockten

Was als vielversprechende Insider-Strategie verkauft wurde, entpuppte sich als perfide Betrugsmasche. Aufgedeckt hat das der Youtuber Marvin Wildhage. Über sein Video berichtete zuerst “Tag 24“ (https://www.tag24.de/justiz/betrug/mit-fake-wetten-abgezockt-fielen-fussball-fans-auf-falsche-influencer-werbung-rein-3395170).

Die Masche: Fake-Wetten mit System

Der YouTuber und Enthüllungsjournalist Marvin Wildhage deckt in seinem aktuellen Video (https://youtu.be/TVUKkAEwPlo?feature=shared / 15. Juni 2025) auf, wie das perfide Spiel funktionierte: Nutzer wurden über prominente Gesichter wie Capital Bra, Katja Krasavice, Pietro Lombardi oder Calvin Kleinen in Telegram-Gruppen gelockt. Dort versprach man ihnen exklusive Wetten auf manipulierte oder “sichere” Spiele bei Buchmachern wie Tipico. Der Preis: 400 für einen Tipp oder 550 Euro für zwei Tipps im Voraus per Banküberweisung.

Nach Zahlung blieben die versprochenen Gewinne jedoch aus. Stattdessen wurden Gruppen geschlossen, Accounts gelöscht, Kontakte abgebrochen. Die Betrogenen standen nicht nur ohne Geld, sondern auch ohne Ansprechpartner da. Besonders perfide: Viele der Betroffenen hatten die Werbeversprechen ihrer Idole für bare Münze genommen.

Opfer berichten: “Ich fühlte mich verraten”

Im Video schildern mehrere Betroffene ihren Frust, ihre Scham und ihre finanziellen Verluste. “Ich dachte, wenn Pietro das bewirbt, kann es ja nicht unseriös sein”, sagt ein Geschädigter. Er verlor mehr als 2.500 Euro. Besonders schwer wiegt der emotionale Schaden: Viele sahen in den Influencern eine Vertrauensperson, deren Empfehlung Gewicht hat. Dass diese nun für betrügerische Angebote warben, zerstört nachhaltig Vertrauen.

Reaktionen der Prominenten: Schweigen oder Opferrolle

Nur zwei der genannten Influencer – Calvin Kleinen und Pietro Lombardi – äußerten sich öffentlich. Beide beteuerten, selbst getäuscht worden zu sein. Andere, wie Capital Bra oder Katja Krasavice, schwiegen bisher.

Marvin Wildhage erhielt nach eigenen Angaben sogar Drohungen, sollte er seine Recherche weiterverfolgen. Ein Manager soll ihm mit Gewalt gegen sein Ladengeschäft gedroht haben.

Jurist klärt auf

Rechtsanwalt Christian Solmecke, spezialisiert auf Internet- und Medienrecht, ordnet den Fall im Video von Wildhage juristisch ein: „Es gab in Wirklichkeit keine manipulierten Spiele. Die vermeintlichen Insiderinfos hätten genauso gut von der Orakelkrake Paul kommen können. Strafrechtlich unbedenklich ist das Ganze aber nicht, denn auch der Versuch eines Betrugs kann strafbar sein. Wenn die Betroffenen beim Abgeben der Wetten der Meinung waren, auf manipulierte Spiele zu setzen, um sich so einen Vorteil zu verschaffen, kann ein sogenannter untauglicher versuchter Betrug vorliegen. Sollte allerdings erstmal kein Grund zur Sorge sein, denn die Strafverfolgung richtet sich primär gegen die eigentlichen Übeltäter: die Betreiber der Telegramgruppen. Genau deswegen sollte man sich als Betroffener möglichst zügig mit einem Anwalt in Verbindung setzen, um die mögliche Vorgehensweise zu klären und ob man sich vielleicht sogar das Geld von den Gruppenbetreibern zurückholen kann.“ 

Der Anwalt geht auch auf die Frage ein, ob sich die Influencer, die für diese Gruppen werben, strafbar gemacht haben: “Entscheidend ist hier, ob die Influencer wussten oder es billigend in Kauf nahmen, dass es sich bei den Telegramgruppen um eine Abzocke gehandelt hat - also ob sie vorsätzlich gehandelt haben. Wenn sich die werbenden Promis darüber bewusst waren, dass die Spielergebnisse in Wahrheit nicht manipuliert waren, dann kann dieses Verhalten als Beihilfe zum Betrug strafbar sein. Das ist kein Kavaliersdelikt, denn für die Beihilfe zum Betrug können Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren oder Geldstrafen drohen.“ 

Bei Tipico haben Unregelmäßigkeiten keine Chance

Tipico wird in dem Beitrag mehrfach genannt. weil die Fake-Wetten angeblich beim Sportwetten-Marktführer in Deutschland platziert worden sein sollen. Die GlücksWirtschaft fragte daher bei Tipico nach. Unternehmenssprecher Matthias Folkmann erklärte: Bereits der bloße Verdacht auf eine mögliche Unregelmäßigkeit führt dazu, dass bei uns und bei unseren Integritätspartnern sofort mehrere Überwachungssysteme anschlagen und betroffene Wetten augenblicklich neutralisiert und aus dem Programm genommen werden. Die finanziell Hauptgeschädigten bei Spielmanipulation sind ja die Anbieter, die betrügerische Gewinne auszahlen müssten. Dass sich hier Menschen, die ganz offen Geld in angeblichen Sportbetrug investieren, als Opfer darstellen, ist für uns als Sportwettenanbieter und Sportfans völlig unverständlich.”

Der YouTube-Report von Marvin Wildhage ist ein eindringlicher Weckruf vor betrügerischen Abzocksystemen, die alles andere als harmlos sind.

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