Krypto-Casinos wie Stake.com boomen weltweit – obwohl sie in Deutschland illegal sind.
Laut Glücksspielstaatsvertrag (§ 4 Abs. 1 und Abs. 4 GlüStV) darf Glücksspiel hierzulande ausschließlich über lizensierte Anbieter und in Euro angeboten werden. Plattformen, die mit Kryptowährungen arbeiten, verstoßen damit klar gegen deutsches Recht – auch dann, wenn sie für Nutzer technisch erreichbar bleiben.
Trotz nationaler Verbote sind Krypto-Glücksspielangebote über VPN-Zugänge, sogenannte Mirror-Domains oder ausländische Weiterleitungen leicht nutzbar. Besonders Plattformen wie Stake.com, Rollbit oder Roobet dominieren den globalen Krypto-Casino-Markt und ziehen Millionen Spieler an.
Laut einer Analyse des Analyseunternehmens Yield Sec lag der Bruttospielertrag von Krypto-Casinos im Jahr 2024 bei rund 81,4 Milliarden US-Dollar – eine deutliche Steigerung gegenüber 2022.
Während klassische Online-Casinos gesetzlich reguliert, steuerpflichtig und an klare Verbraucherschutzauflagen gebunden sind, agieren Krypto-Casinos häufig außerhalb des geltenden Rechtsrahmens – und oft auch außerhalb staatlicher Reichweite.
Viele Krypto-Casino-Betreiber sind in Offshore-Gebieten wie Curaçao registriert. Sie nutzen dort bestehende Glücksspielgesetze, um Lizenzen zu erwerben, die in EU-Ländern jedoch keine Gültigkeit besitzen. In Deutschland etwa erkennt die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) keine derartigen Lizenzen aus Drittstaaten an.
White-Label-Konstrukte ermöglichen es darüber hinaus, dass nicht-lizenzierte Betreiber unter dem Namen offiziell registrierter Unternehmen auftreten. Die britische Gambling Commission etwa warnte mehrfach, dass diese Konstrukte dazu führen, dass die tatsächliche Betreiberstruktur für Aufsichtsbehörden nur schwierig nachvollziehbar sei.
Konkret heißt das: Ein Unternehmen erhält eine Lizenz z. B. in Curaçao, bietet aber über ein Drittunternehmen Spiele an, die faktisch von einem anderen – häufig intransparenten – Betreiber kontrolliert werden. Die GGL bezeichnet solche Systeme als erhebliches Risiko für den Verbraucherschutz.
Nach § 4 GlüStV ist Glücksspiel in Deutschland nur mit behördlicher Lizenz erlaubt – und muss in Euro abgewickelt werden. Der Einsatz von Bitcoin, Ethereum oder anderen Kryptowährungen ist nicht gestattet. Wer als Anbieter ohne Lizenz auf dem deutschen Markt agiert, macht sich strafbar. Auch Nutzer können bei vorsätzlicher Teilnahme an illegalem Glücksspiel belangt werden – wobei die Strafverfolgung in der Praxis kaum stattfindet.
Die GGL dokumentierte 2023 insgesamt 438 Prüffälle zum Verdacht auf unerlaubtes Glücksspiel oder entsprechende Werbung, 1.864 überprüfte Internetseiten sowie 133 Untersagungsverfahren gegen illegale Anbieter. Hinzu kamen 104 Strafanzeigen bei den zuständigen Staatsanwaltschaften.
Die technische Sperrung über IP-Blockade oder Zahlungsdienstleister sei jedoch oft nicht ausreichend, so die Behörde.
Plattformen wie Stake.com setzen auf aggressive Markenbildung. Sie sind:
Hauptsponsor des Premier-League-Clubs Everton FC
Wettpartner der UFC für Lateinamerika und Asien
Kooperationspartner des Rappers Drake, der die Plattform in Livestreams promotet
Jugendschutz? Fehlanzeige.
Laut der britischen Werbeaufsicht ASA wurden zahlreiche Kampagnen von Stake.com und anderen Anbietern bereits wegen fehlender Altersbegrenzungen und Zielgruppenverfehlung beanstandet.
Krypto-Casinos gelten als besonders risikobehaftet – insbesondere für junge Menschen und unerfahrene Spieler, denn:
Keine Spieler- und Jugendschutzmaßnahmen: Die Plattformen halten sich nicht an nationale regulatorische Vorgaben und bieten oft keinerlei Schutzmöglichkeiten an.
Anonyme Wallets: Einzahlung und Auszahlung erfolgen häufig über Krypto-Adressen ohne Identitätsnachweis.
Volatile Währung: Verluste können sich durch Kursschwankungen noch erhöhen.
Trotz rechtlich klarer Rahmenbedingungen ist die Durchsetzung im digitalen Raum begrenzt. Anbieter weichen auf technische Umgehungsstrategien aus, während nationale Behörden mit international vernetzten Strukturen konfrontiert sind.
Die GGL fordert daher eine bessere europäische Zusammenarbeit, um Daten, Zahlungsströme und Werbeträger effektiver zu erfassen.
Solange diese fehlt, bleibt der Boom der Krypto-Casinos ein Beispiel dafür, wie Schattenmärkte rechtliche Ordnungen unterlaufen können – weitgehend unbehelligt.
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