Manipulierte Anzeigen, getarnte Webseiten und eine lückenhafte Kontrolle großer Plattformen: Eine aktuelle Recherche der COMPUTER BILD (Ausgabe 08/2025) deckt auf, mit welchen Methoden sich illegale Glücksspielanbieter trotz Werbeverboten gezielt Sichtbarkeit auf Google verschaffen. Die Folge: ein systematischer Missbrauch von Werbeplätzen mit potenziell gefährlichen Folgen für Nutzer.
Im Zentrum der Enthüllungen steht eine Praxis, die unter dem Begriff „AdCloaking“ firmiert. Dabei werden Werbeanzeigen so manipuliert, dass sie gegenüber Googles Kontrollen einen völlig anderen Inhalt vorgaukeln als dem realen Nutzer. Was der Algorithmus als unverfänglichen Reiseblog oder Infoportal einstuft, entpuppt sich beim Klick als illegale Glücksspielseite.
Wie COMPUTER BILD beschreibt, wird dieser Täuschungsmechanismus unter anderem durch Geotargeting, Zeitsteuerung, Erkennung von IP-Adressen und User-Agent-Manipulation ermöglicht. So werden die illegalen Glücksspielangebote nur bestimmten, potenziell glücksspielinteressierten Nutzertypen angezeigt – Regulierungs-/Vollzugsbehörden oder die Google-Crawler bleiben außen vor. Die Erkennung illegaler Seiten wird erschwert, die Anzeigen bleiben online und leiten massenhaft Spieler in den Schwarzmarkt.
COMPUTER BILD beschäftigt sich in der Ausgabe 08/25 mit dem Thema Cloaking.
Die Redaktion hat sich im Rahmen ihrer Recherche selbst durch die Google-Suchergebnisse geklickt. Suchbegriffe wie „Online Casino“ oder „Spielautomaten spielen“ führten mit Browsern, die noch nicht mit Glücksspielangeboten in Berührung gekommen waren, nur zu legalen und in Deutschland lizensierten Anbietern. Mit Browsern, die auf einen glücksspielinteressierten Nutzer hinwiesen, fand man jedoch Suchergebnisse, die sich beim Besuch als Werbeschleusen für nicht lizenzierte und damit illegale Glücksspielangebote entpuppten.
Ein zentrales Muster: die Version der Seite, die zu illegalen Schwarzmarktangeboten führt, wird nur potenziellen Glücksspielern angezeigt. Allen anderen, inklusive den Google-Crawlern, sehen nur einen harmlosen Onlineshop, einen Blog, oder eine vermeintliche Hotelwebseite. Dieses sogenannte Cloaking verstößt laut Google eindeutig gegen die Richtlinien für bezahlte Werbung.
Gegenüber COMPUTER BILD warnte Jochen Weiner, Director Public Policy bei Tipico: “Das Vertrauen der Verbraucher in Google ist hoch. Umso wichtiger ist es, dass Seiten, die in den Schwarzmarkt führen, nicht prominent über den ersten Suchergebnissen erscheinen.”
Auf Nachfrage von COMPUTER BILD betont Google, dass man strenge Anzeigenrichtlinien habe und diese bei Verstößen rigoros durchsetze.
Doch allein die schiere Anzahl illegaler Anzeigen (laut einer von COMPUTER BILD zitierten Erhebung des legalen Wettanbieters Tipico gibt es mehr als doppelt so viele illegale Glücksspiel-Anzeigen wie legale) wirft Fragen an der Kontrollpraxis von Google auf. Denn solange nicht deutlich mehr Ressourcen eingesetzt und längst verfügbare Tools zur Entdeckung von Cloaking-Seiten verwendet werden, bleiben viele dieser Anzeigen unbemerkt online – dank Google mit entsprechender Reichweite.
Die Risiken für Verbraucher sind erheblich: Illegale Glücksspielangebote bergen nicht nur ein finanzielles Risiko, sondern können auch zu Problemen beim Datenschutz führen. Einmal eingezahltes Geld ist im Falle betrügerischer Anbieter oft verloren und die persönlichen Daten, wie Adresse, Geburtsdatum und Kontoverbindung gleich mit. Rechtliche Schritte gegen die illegalen Anbieter: aufgrund der komplizierten Firmengeflechte und Sitze Steueroasen nahezu unmöglich.
Zudem stellt sich die Frage nach der Verantwortung der Plattformbetreiber: Wenn technische Täuschungen in einem solchen Umfang möglich sind, besteht im Sinne der Verbraucher Handlungsbedarf – regulatorisch wie technologisch.
Die COMPUTER BILD-Recherche bringt ans Licht, wie durch Cloaking geltende Werberichtlinien systematisch unterwandert und User gezielt zu illegalen Angeboten gelenkt werden. Für die Glücksspielbranche, ihre legalen Anbieter und die Regulierungsbehörden ist das nicht nur ein Einzelfall, sondern ein deutliches Warnsignal: Die digitale Werbelandschaft braucht stärkere Kontrollen, mehr Transparenz – und ein klares Bewusstsein dafür, wie leicht sich legale Rahmenbedingungen derzeit technisch unterlaufen lassen.
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